NEWSLETTER 1/2021 – NEUES AUS DEM VERLAG
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Verlags
Dass die derzeitigen Verhältnisse schwierig sind – wer wüsste das nicht. Doch so misslich es sein mag, auf die eigenen vier Wände reduziert zu sein – ein Mittel zur Aufhellung der Stimmung und zur Weitung des Horizontes existiert in jedem Fall: das Buch. Gibt es nicht irgendein grosses Werk der Literatur, das Sie schon immer lesen wollten? Jetzt ist die Zeit dazu! Und hatte Sie nicht schon länger die Absicht, sich einmal in Ruhe nach spannenden Entdeckungen in den Verlagsprogrammen umzusehen, wozu Sie in der Kurzatmigkeit des früheren Alltags nicht gekommen sind? Dann machen wir Ihnen hier ein paar Vorschläge und empfehlen sie Ihrem Interessierten Wohlwollen.
4. Februar 2021: Friedrich Glausers 125. Geburtstag
Seinen Wachtmeister Studer kennen eigentlich alle (wenn nicht: unbedingt nachholen. Infos finden Sie bei unseren Kollegen des Unionsverlags und des Limmat Verlags). Dass der alljährlich vergebene deutsche Krimi-Preis nach Glauser benannt ist, dürfte als Empfehlung reichen.
Aber Glausers literarisches Werk ist noch vielfältiger, und sein Leben erst recht. Das ist eine Abenteuer-Geschichte, die alle Krimis in den Schatten stellt: Schulversager, Dadaist, Morphiumsüchtiger, Fremdenlegionär, Tellerwäscher, Grubenarbeiter, Gärtner, chronischer Insasse von Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken – und ganz zum Schluss erfolgreicher Schriftsteller, der in der Nacht vor seiner Hochzeit gerade erst 42-jährig stirbt. Beklemmend, gewiss. Merkwürdigerweise aber auch eine Schelmengeschichte. Und richtig furios wird es, wenn auch noch die Liebe dazu kommt – hautnah mitzuerleben in den Briefen an seine erste grosse Liebe Elisabeth von Ruckteschell, eine patente Frau, zehn Jahre älter als er, die mit ihm durch dick und dünn ging, dafür aber auch Liebesbriefe erhielt, wie sie charmanter kaum sein könnten. Wie beschrieb es Manfred Pabst seinerzeit beim Erscheinen des Bandes so treffend?
«Sensationeller Fund: Glausers Briefe an seine erste grosse Liebe. Man liest sie atemlos, erschüttert, beglückt.»
Wenn Sie sich dieses Lese-Erlebnis gönnen wollen, so schenken wir Ihnen einen weiteren Glauser-Titel dazu, den Sie nur noch in diesem Kombi bekommen können: seine gesammelten Gedichte.
Damit ist eine Merkwürdigkeit verbunden: Mit keiner literarischen Gattung hat Glauser – zumindest zu Beginn – eine so hohe Ambition verbunden wie mit der Lyrik. Doch wurde keines seiner Gedichte zu Lebzeiten gedruckt. Natürlich geht es in diesen Gedichten zuweilen etwas gar expressionistisch zu, aber es gibt auch Wunderbares darunter. Und wer so richtig wissen will, woher der Prosa-Autor Glauser eigentlich kommt, der wird in seinen Gedichten spannende Entdeckungen machen.
Das Glauser-Aktionspaket beinhaltet die beiden Bände: «Man kann sehr schön mit Dir schweigen.» Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932
«Pfützen schreien so laut ihr Licht». Gesammelte Gedichte
ISBN 978-3-03850-010-0, EUR 22.00 | CHF 24.80
Briefe auch einzeln erhältlich: ISBN 978-3-907142-32-5, EUR 22.00 | CHF 24.80
Ein älterer Bruder im Geiste: Robert Walser
«Nicht wahr, das ist wieder ein Erfolg im Kino, der Wachtmeister Studer von Glauser, der ihn leider nicht mehr hat erleben wollen, weil er vielleicht an keinen mehr geglaubt hat. So geht’s oft im Leben, dass solche, die Helden werden, zu bescheiden sind, sich eine derartige Rolle zuzutrauen.»
Diese Worte schrieb Robert Walser (1878–1956) am 26. Dezember 1939 aus der Psychiatrischen Klinik Herisau an Carl Seelig. Dazu muss man wissen: Walser fand seine Schweizer Kollegen alle ziemlich medioker bis pitoyabel – nur Glauser nicht, dessen erstem Text er vermutlich schon 1915 begegnet war. Da sieht man mal wieder: Die grossen Autoren haben ein untrügliches Sensorium füreinander.
Im Übrigen aber gab es da eine bizarre Gemeinsamkeit:
Beide verbrachten viele Jahre unfreiwillig in der Psychiatrie, ein Skandalon der Schweizer Literaturgeschichte, das auch durch die Wiederentdeckung von Glauser und Walser nicht getilgt werden kann. Item.
Walsers Leben und Werk wurde in den letzten fünfzig Jahren in vielfältigster Weise erforscht – nur ein Aspekt blieb lange ausser Acht: die Beziehung zu seinem ein Jahr älteren Bruder Karl, dem seinerzeit berühmten Maler. Dies ist umso erstaunlicher, als beider Laufbahn über mehr als zwei Jahrzehnte in grösster Nähe verlief, ehe sie sich Mitte der 1920er-Jahre unversöhnlich zerstritten. In all diese Dinge bringt erstmals ein Buch Licht, das vor einem Jahr bei uns erschien und seitdem viele begeisterte Leser gefunden hat: «Seltsame Käuze, wir zwei» von Bernhard Echte und mit Fotos von Dominique Uldry. Mit diesem Buch schlagen sie in sprichwörtlicher Weise zwei Fliegen mit einer Klappe, denn sie lernen den Maler und den Dichter auf eine ganz neue Weise kennen. Und keine Angst, Sie müssen kein Wissenschafts-Chinesisch befürchten. Die Sache ist ebenso fundiert wie spannend erzählt.
Dominique Uldry, Bernhard Echte
«Seltsame Käuze, wir zwei.» Karl und Robert Walser
ISBN 978-3-03850-068-1, EUR 24.80 | CHF 28.00
Kunstsalon Cassirer: Ausstellungen 1898–1914
Zugegeben, das ist ein etwas unmässiger Vorschlag: die Zeit des Lockdown für eine Vertiefung in die sechs Bände zu nutzen, die wir zu Paul Cassirers Kunstsalon in Berlin herausgegeben haben. Es geht um viereinhalb Tausend Seiten mit ebenso vielen Bildern. Nur etwas für hartgesottene Stubengelehrte, werden Sie vielleicht denken. Irrtum. Es ist das opulenteste Kunstvergnügen, das Sie derzeit auf dem Buchmarkt finden können!
Übrigens: Robert Walser war 1907 mal ein halbes Jahr Paul Cassirers Sekretär, und die Bilder von Karl Walser feierten durch Cassirers Bemühungen ihre ersten Erfolge. Sonst aber finden Sie alles, was die Moderne gross machte: die Entdeckung der französischen Impressionisten, die Entdeckung van Goghs, die Entdeckung von Cézanne, die Entdeckung von Munch, die ersten grossen Erfolge der Berliner Secessions-Künstler, die Debüts von Beckmann, Kokoschka, Pechsteins und und und. Wenn der Satz, Bücher seien Anschaffungen fürs Leben, je seine Berechtigung hatte, dann hier. Es ist ein kunst- und kulturgeschichtliches Kompendium ohnegleichen. Oder wie schrieb Andreas Platthaus in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»?
«Das aufwendigste und schönste kunstgeschichtliche Vorhaben im deutschsprachigen Verlagswesen unserer Zeit.»
Bernhard Echte, Walter Feilchenfeldt
Kunstsalon Cassirer. 3 Doppelbände:
Die Ausstellungen 1898–1905
2 Bände im Schmuckschuber, 1252 Seiten, 1100 Abb.
ISBN 978-3-907142-40-0
Die Ausstellungen 1905–1910
2 Bände im Schmuckschuber, 1324 Seiten, 1150 Abb.
ISBN 978-3-907142-41-7
Die Ausstellungen 1910–1914
2 Bände im Schmuckschuber,1440 Seiten, 1350 Abb.
ISBN 978-3-907142-42-4
Je Doppelband EUR 136.00 | CHF 148.00, bei Abnahme des Gesamtwerks je EUR 115.00 | CHF 128.00
Oskar Schlemmer – Otto Meyer-Amden. Der Briefwechsel 1909-1933
Wenn Sie sich kunstgeschichtlich erst einmal warmlaufen wollen, können wir Ihnen auch einen Halbmarathon anbieten: Die drei Bände der epochalen Korrespondenz zwischen Oskar Schlemmer und Otto Meyer-Amden. Wenn Sie ein geübter Läufer bzw. Leser sind, wissen Sie, was das bedeutet. Erst geht es ganz locker, dann wird einem die Distanz bewusst und am Ende ist es die reine Euphorie, alles geschafft und sich unvergleichlich bereichert zu haben.
Die Ausgangslage dieser Korrespondenz ist folgende: Die beiden Künstler lernen sich in jungen Jahren auf der Akademie in Stuttgart kennen. Dann geht der eine zurück in die Schweiz, wo er unter kargen Verhältnissen viele Jahre im Bergdorf Amden über dem Walensee haust.
Der andere, Oskar Schlemmer, muss den Ersten Weltkrieg als Soldat mitmachen, erlebt danach die Wirren der Revolution, macht in den 1920er-Jahren Karriere am Bauhaus, wird dann aber an der Schwelle zum internationalen Erfolg von den Nazis als «entarteter Künstler» kalt gestellt.
In den zwei Dutzend Jahren dieser Entwicklung haben sich Schlemmer und Meyer-Amden nur noch acht Mal gesehen, dafür aber in hohem Rhythmus Briefe gewechselt, in denen sie sich schlechthin alles zur Sprache brachten, was sie bewegte: die persönlichen Lebensumstände, die Nöte und Erfolge des Schaffens, die neuesten Informationen des Kunstklatsches, die Gedanken zu den rasch wechselnden KunstIsmen von Dada bis Picasso, die Wechselfälle in der Entwicklung des Bauhauses etc.
Es ist eine Korrespondenz, die in ihrer Intensität und Reichhaltigkeit nur den Briefen van Goghs an seinen Bruder Theo vergleichbar ist, in jedem Fall auch eine einzigartige Fundgrube für alle, die sich für die Kunst der klassischen Moderne und Avantgarde interessieren. Dass wir auch hier nicht an der Illustrierung gespart haben, versteht sich von selbst.
Mit rund 700 Abbildungen können Sie in das Werk und Leben der beiden Künstler tiefer eintauchen, als es bisher selbst in den grossen Ausstellungskatalogen möglich war.
Und noch eines: Solange der Lockdown anhält, mindestens aber bis 30. März 2021 können Sie die Edition zu einem deutlich reduzierten Subskriptionspreis erhalten. Also: Nicht verpassen!
Das Seelenpostbuch. Briefwechsel 1909–1933
Hg. v. Magdalena Droste und Elisa Tamaschke
3 Bände im Schuber, 1824 Seiten, 700 Abb.
ISBN: 978-3-03850-061-2
Subskriptionspreis bis 30.03.2021: EUR 148.– statt 198.– / CHF 168.– statt 224.–
Marianne Feilchenfeldt-Breslauer: Bilder meines Lebens
Und hier noch etwas Kürzeres, doch nicht minder Spannendes: unser erfolgreichstes Buch, das 2009 erstmals erschien und seitdem vier Auflagen erlebt hat. Es ist, was man im englischsprachigen Raum einen «page turner» nennt, ein Buch, das man kaum aus der Hand legt, ehe man es fertig gelesen hat.
Die Autorin und Protagonistin kennt man unter zwei Namen: als die Fotografin Marianne Breslauer und als die Kunsthändlerin Marianne Feilchenfeldt – und in beiden Bereichen war sie Avantgarde. In den 1920er-Jahren gehörte sie zu den ersten Frauen, die das Atelier verliessen, um draussen zu fotografieren und als Reporterin zu arbeiten. Später, nach dem 2. Weltkrieg, war sie die erste Frau, die Kunsthandel auf höchstem internationalem Niveau betrieb.
Kurz: Das spannende Zeitdokument einer faszinierenden Frau, die sich zeit ihres Lebens in den künstlerisch-intellektuellen Zentren ihrer Epoche bewegte.
Marianne Feilchenfeldt-Breslauer
Bilder meines Lebens. Erinnerungen
224 Seiten, mit 40 Fotografien im Duoton
ISBN 978-3-907142-80-6, EUR 22.00 | CHF 24.00
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