Newsletter 9/2017

Neue Herbst-Novitäten sind eingetroffen - Buchpremieren in Zürich und Berlin
Anke Matelowski legt nach 15 Jahren Recherche ihre umfassende Darstellung zur Geschichte der Berliner Secession vor. Die Buchpremiere findet am 4. Oktober in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin statt - die Plätze sind begrenzt, Anmeldung wird dringend empfohlen!
Mit Rudolf Koellas Monographie zu Félix Vallottons grossformatigem Werk «Le bain au soir d'été» («Bad an einem Sommerabend») erscheint der erste Band unserer neuen, zweisprachigen Publikationsreihe Schlüsselwerke. Schweizer Kunst - Kunst in der Schweiz, die von Angelika Affentranger-Kirchrath herausgegeben wird. 
Tanja Nittkas geheimnisvoll-rotlichtige Gemäldeserie «Les Chambres» wird zwar erst in der Nacht vom 20. Oktober in Berlin gezeigt - der Katalog zur Ausstellung kommt aber bereits dieser Tage heraus.
Gertrud Leuteneggers poetische Prosasammlung «Das Klavier auf dem Schillerstein» ist bereits vor 14 Tagen erschienen - die Buchpremiere feieren wir nun am 27. September in der Buchhandlung Hirslanden in Zürich. 

Novität und Buchpremiere: «Die Berliner Secession 1899-1937. Chronik, Kontext, Schicksal»

 

Über die Berliner Secession scheint heute das Wesentliche bekannt zu sein, doch bei näherem Hinsehen liegen noch nicht einmal zum Datum ihrer Gründung und Auflösung gesicherte Informationen vor. Als ihre wesentlichen Exponenten gelten Max Liebermann, Walter Leistikow, Lovis Corinth und Max Slevogt, deren Verdienst es war, der kaiserlichen Repräsentationskunst die Moderne gegenübergestellt zu haben: den Impressionismus. Mit der Spaltung im Frühjahr 1913 schien sich die glanzvolle Rolle, welche die Secession über ein Dutzend Jahre gespielt hatte, jedoch erschöpft zu haben. Über ihr langjähriges Weiterleben nach dem Eklat von 1913 ist bislang wenig bekannt. Diese Lücke schließt die große Studie von Anke Matelowski auf eindrucksvolle Art. Mit einer enormen Zahl weitgehend unbekannter Quellen vermag sie die Gründungsgeschichte der Vereinigung ebenso neu zu beleuchten wie die Jahre vom 1. Weltkrieg über die Weimarer Republik bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Alle Aspekte dieser wechselvollen Geschichte werden detailliert behandelt: die Ausstellungstätigkeit, die Mitgliederstruktur, die Gebäude und Räumlichkeiten, welche der Vereinigung zur Verfügung standen, das Verhältnis zu den lokalen Behörden und zur offiziellen Kunstpolitik, die Kooperationen mit anderen Künstlervereinigungen, die Strategien zur Bewältigung der politischen und wirtschaftlichen Krisen etc. Ergänzt wird die Darstellung durch umfangreiche Verzeichnisse, die erstmals verläßliche Daten liefern zu Mitgliedern, Vorständen und Ausstellungen. Gleiches gilt für die Gruppierungen, die sich von der Secession abgespaltet, mit ihr konkurriert oder mit ihr zusammengearbeitet haben.
Die Arbeit stellt gleichermaßen ein Handbuch wie ein Grundlagenwerk für die wichtigste Künstlervereinigung der Moderne in Deutschland dar. Wir danken der Akademie der Künste Berlin für Ihre Unterstützung. Am Mittwoch, den 4. Oktober stellt Anke Matelowski um 19 Uhr das Buch in der Akademie der Künste Berlin, Pariser Platz 4 im Plenarsaal vor. Der Eintrit beträgt 6 / 4 EUR, Anmeldung unter ticket(at)adk.de. Nähere Informationen hier.

Anke Matelowski: Die Berliner Secession 1899-1937. Chronik, Kontext, Schicksal. 672 Seiten, 356 größtenteils farbige Abbildungen. Halbleinen, fadengebunden, Lesebändchen. CHF 75.00 / EUR 68.00. ISBN 978-3-03850-033-9

Novität «Le bain au soir d'été» - der erste Band der neuen Reihe Schlüsselwerke
 

Die Publikationsreihe «Schlüsselwerke. Schweizer Kunst - Kunst in der Schweiz», herausgegeben von Angelika Affentranger-Kirchrath, möchte dem breiten Publikum das Schaffen von Schweizer Künstlern der Moderne erschliessen, indem ein besonders charakteristisches, wegweisendes Werk aus ihrem Œvre eingehend beleuchtet wird. Der vorliegende erste Band widmet sich Félix Vallottons Gemälde «Le bain au soir d‘été» und wird zweisprachig (deutsch/französisch) publiziert. Autor ist Rudolf Koella.
Félix Vallotton überwindet mit seinem Gemälde «Le bain au soir d’été» von 1892/93 (heute Kunsthaus Zürich) den tonigen Realismus seines Frühwerks und bekennt sich mit ihm zum farbigen Synthetismus der Nabis-Phase. Thematisch schliesst er mit der Szene der Badenden an die Tradition an und lässt eine Nähe etwa zu Puvis de Chavannes oder eine motivliche Beeinflussung durch Lucas Cranach erkennen. Gleichzeitig findet er mit diesem Werk auch die Zugehörigkeit zur eigenen Zeit der beginnenden Moderne und darüber hinaus zum unverkennbar eigenen Ausdruck. Das grossformatige Bild löste bei seiner ersten Ausstellung in Paris einen Skandal aus. Nicht das Thema selbst, sondern die stilistische Formulierung und Zuspitzung des Motivs empörten: die spezifisch karikierenden Frisuren und Gesichtszüge der einzelnen Frauen und die aller ästhetischer Ideale entbehrenden ausladenden Körperformen. In diesen Bildsetzungen glaubte man bewusste Attacken des Künstlers auf die damalige Gesellschaft zu erkennen. Verunsichernd wirkte auch die thematische Rätselhaftigkeit des Werks. Es ist aber genau diese ikonographische Offenheit, die Vallottons Bilderwelt auszeichnet und bis heute spannend hält.

Rudolf Koella: Félix Vallotton: Le bain au soir d'été / Bad an einem Sommerabend. 88 Seiten, durchgehend vierfarbig. Text auf deutsch und französisch. Halbleinen, Fadenheftung, Lesebändchen. ISBN 978-3-03850-026-1. CHF 28.00 / EUR 24.80

Novität und Ausstellung: Tanja Nittkas Bilderserie in rotem Licht - «Les Chambres»
 


Man braucht ein Entrée für dieses Haus gegenüber: Angelockt wurde die Künstlerin von den geheimnisvollen Einblicken – denn manchmal wurden die schweren Vorhänge zur Seite geschoben und das Licht des Tages erlaubte, in eine andere Zeit, in eine andere Welt hineinzuschauen. Rokkoko-Tapeten, Plüschmöbel, Brokat. Rot. Eine Spiegelung? Oder nur ein Schatten? Und die Vorhänge schlossen sich wieder.Tanja Nittka erbat sich einen Termin mit der Dame des Hauses, kam außerhalb der Öffnungszeiten, ging durch die Räume, sammelte fotografische Skizzen, die aufgrund des wenigen Lichtes nur noch für sie lesbar waren und sich in der Erinnerung zu Bildern verdichteten. Sie wollte eintauchen in dieses Ambiente, die Kulisse für käufliche Lust.
Welche Geschichte erzählen uns Objekte? Wie viele Hände glitten schon über den Lauf eines alten Treppengeländers, wessen Schritte hat der schwere rote Teppich schon verschluckt? Was weiss die gusseiserne Stange eines ausladenden Rokkoko-Bettes zu berichten, welche Szenen schirmten die volantbesetzten Vorhänge vor Blicken ab – und was hat der Spiegel an der Wand daneben somit als einziger gesehen? Ihrer Arbeit «Les Chambres» liegt keine moralische, politische oder soziale Aussage zugrunde, die Gemälde erlauben dem Betrachter lediglich, alleine zu sein – in den Räumen, mit den Dingen. «Nacktheit ist herrlich», so Nittka, «aber nicht das Interessanteste. Ich möchte mir und dem Betrachter erlauben, sich einmal nicht selbst zu sehen. Möbel, Stoffe, der Fuß eines Stuhles, ein altes Haus - ich sehe sie als materialisierte ungehörte Geschichte.» Der Blickwinkel der Künstlerin ist dabei inspiriert von Malern wie Vuillard und den Bildausschnitten des Japonismus. So wird aus den ebso scharfen wie unscharfen Kulissen eines Gewerbes unversehens Kunst.
Die Berliner Galerie Michael Haas zeigt in einer langen Nacht am Freitag, den 20. Oktober von 20 bis 24 Uhr Tanja Nittkas rotlichtige Gemälde. Die Ausstellung kann bis zum 4. November in der Galerie, Niebuhrstrasse 5, Berlin, besichtigt werden. Nähere Informationen hier.

Tanja Nittka: Les Chambres. Malerei. 96 Seiten, durchgehend vierfarbig. Broschur. ISBN 978-3-03850-041-4. CHF 22.00 / EUR 19.80

Buchpremiere: Gertrud Leutenegger liest aus «Das Klavier auf dem Schillerstein»
 

Elf Texte aus den Jahren 1989 bis 2016 versammelt Gertrud Leuteneggers Prosa-Band «Das Klavier auf dem Schillerstein», und bereits die Titelgeschichte signalisiert, was alles geschehen kann, wenn die Kräfte der Phantasie zu wirken beginnen. Dies umso mehr, als Gertrud Leutenegger im vorliegenden Band aus kleinen Alltagssituationen heraus die Ahnenreihe ihrer literarischen und künstlerischen Anregungsfiguren erstehen läßt. Ihnen huldigt sie, aber auch Dingen, Erlebnissen und Stimmungen, deren scheinbare Alltäglichkeit in Wahrheit Residuen der Poesie sind: kühle Treppenhäuser in Tessiner Sommerhitze, morgen- und abendliche Pendlerbusfahrten in entlegene Täler oder die plötzliche Erinnerung an eine der ersten selbstgekauften Schallplatten. Ihre «absurd schönen Bilder» (Beat Mazenauer, St. Galler Tagblatt 18.9.2017) sind bestimmt von einem traumwandlerischen Neben- und Ineinander von Erleben und Erinnern, durchdrungen von Poesie in jedem Satz.
Am Mittwoch, den 27. September stellt Gertrud Leutenegger den Band um 20 Uhr in der Buchhandlung Hirslanden in Zürich (Freiestrasse 221) erstmals vor. Der Eintritt beträgt 10 CHF.

Gertrud Leutenegger: Das Klavier auf dem Schillerstein. Prosa. 96 Seiten, Silbereinband. ISBN 978-3-03850-035-5. CHF 22,80 / EUR 19,80