Ich schreibe aus Paris

Man kennt sie aus dem Film von Truffaut als die Frau, die Jules und Jim liebte. Aber Helen Hessel, geb. Grund, war nicht nur eine Gestalt in den Phantasien der anderen, sie war eine Autorin eigenen Rechts. Geboren und aufgewachsen in Berlin, wollte sie zunächst Malerin werden und wurde Schülerin bei Käthe Kollwitz. 1912 ging sie nach Paris, lernte dort Franz Hessel kennen, den sie 1913 heiratete. Zum Schreiben fand sie erst ab Anfang der 1920er Jahre und publizierte Aphorismen, Paris-Feuilletons und Mode-Artikel. 

Zwischen 1921 und 1938 hat sie zahlreiche Artikel in deutschen Zeitungen und Zeitschriften publiziert, die ein lebendiges Bild vom Pariser Leben, vor allem aus der Welt der Mode vermitteln. Helen Hessel hatte ihre eigene Auffassung vom "Wesen der Mode" (das sie 1934 in einem ausführlichen Vortrag beschrieb); sie besaß ein feines Gespür für den Zusammenhang von Zeitströmungen und Kleidungsstilen, in denen sie wie in Physiognomien zu lesen vermochte. 

Wegen zweier Vorträge in der Münchner Meisterschule für Mode 1935 und 1936, in denen sie vom selbstverständlichen und unbestrittenen Vorrang der französischen Mode gegenüber der deutschen sprach, geriet Helen Hessel ins Visier der Nationalsozialisten. Nun kommen Ihre Texte über Mode, Frankreich, Deutschland und das Geschlechterverständnis wieder in die Isarstadt zurück: Am Donnerstag, den 18. Juni werden Herausgeberin Mila Ganeva und Manfred Flügge bei Literatur Moths direkt am Isartor (Rumfordstr. 48) um 19.30 aus den Feuilletons «Ich schreibe aus Paris. Über die Mode, das Leben und die Liebe» berichten und auch beim anschließenden Apéro Rede und Antwort zur Familie Hessel stehen.

Vortrag und Apéro kosten 12, ermässigt 10 Euro Eintritt.

Datum und Ort
Donnerstag, 18. Juni 2015 - 19:30

Eintritt