Die Schalttafel

Die Schalttafel

Mit der Fassung der Handschrift
Erscheint in der Reihe «unbegrenzt haltbar»

112 Seiten


Band 2 der Reihe «unbegrenzt haltbar»

Halbleinen, Lesebändchen

ISBN 978-3-03850-014-8

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«Sie werden sich so an mich gewöhnen wie an einen unentbehrlichen Gegenstand, ohne daß sie es merken. Sie werden von selbst kommen und mir immer mehr Geld anbieten, aus Angst daß ich ihnen abhanden kommen könnte, und wenn ich dann mit den Achseln zucke, werden sie ratlos sein und mir noch mehr Geld anbieten. So wird es kommen.» Aus «Die Schalttafel»

Nossacks große Erzählung «Die Schalttafel», erstmals 1956 im Band «Spirale» erschienen, gehört zu den radikalsten Texten, die zur Frage von Anpassung und Freiheit in Deutschland geschrieben wurden. Geschildert wird die nächtliche Unterhaltung zweier junger Männer, die sich programmatisch mißverstehen. Einem spontanem Entschluß folgend, hat der eine soeben sein Studium abgebrochen und die schlagende Verbindung verlassen, um sich von den übermächtigen Prägungen seiner Herkunft zu lösen. Der andere, sein ehemaliger Corps bruder, der ein raffiniertes System antizipatorischer Anpassung entwickelt hat, ist durch diesen Schritt völlig überrascht worden, so daß er glaubt, ersterer verfüge über noch ausgeklügeltere Strategien sozialer Berechnung und taktischen Verhaltens. Dabei verkennt er, daß sein Kollege keineswegs versucht hatte, ein «Image» von sich zu erzeugen, sondern daß sein Entschluß dem Drang nach Freiheit entsprungen war. Die Diskussion der beiden läßt offen, ob es diese Freiheit in einer Welt sozialer und beruflicher Gruppenzwänge geben kann oder ob sie versteckt hinter der Mimikry eines «Schalt tafelsystems» gelebt werden muß. Zu Nossacks Text hat sich in Privatbesitz eine handschriftliche Erstfassung erhalten, die bislang unpubliziert ist und sich markant von der späteren Druckversion unterscheidet. Beide Texte werden hier nebeneinander vorgelegt.