Newsletter 10/2016
Liebe Leserinnen und Leser
der Sommer ist die schönste Zeit des Jahres, um auf Reisen zu gehen: auf rasante und weite Reisen, vergnügliche und abenteuerliche, auf Reisen in eine andere Zeit oder in einen fremden Kopf. Ganz ohne Gepäck und Passkontrollen, Mautstellen oder gecancelte Flüge. Die Tickets zu diesen Reisen sind natürlich Bücher. Denn egal ob es für Sie nach Übersee oder nur die paar Schritte hinaus auf den Balkon geht: Ein oder zwei Bücher lassen sich immer zwischen Sonnencreme und Strohhüte stecken. Wie wäre es mit dem wie Sonne auf Wasser glitzernden Roman «Flametti» von Hugo Ball? Reiseabenteuer sind bei Gefährten wie Feuerschluckern, Indianern und einer gewissen Madame Dada garantiert. Oder Sie verirren sich mit Jürg Amanns «erster Welt» in den Sommer Ihrer eigenen Kindheit.
Wo immer es für Sie mit dem Auto, dem Flugzeug oder der Bahn hingeht: Die Ausflüge nach Berlin oder in die Berge, auf Reptilienmessen oder nach Kyoto, die Sie mit den unten genannten Büchern machen können, legen wir Ihnen besonders ans Herz – mit den besten Wünschen vom sonnigen Zürichsee.
Perfekt in die flirrende Hitze passt die «grosse Leichtigkeit und Eleganz» (Wolfgang Bortlik, 20Minuten), mit der Hugo Ball in seinem Roman «Flametti oder vom Dandysmus der Armen» in die Halbwelt des Varietés entführt. Da wird gejodelt und Feuer gespuckt, Ausbrecherkönige und Krematoriumsfritzen tauchen auf und wieder ab. Charmant, lustvoll, witzig und nach hundert Jahren «heute noch eine Überraschung» (Bortlik). Unbegrenzt haltbar! Ein Gespräch über und eine Lesung aus Balls «Flametti» gibt es aktuell nachzuhören auf der online-Präsenz von SRF2.
Interviews hat Pina Bausch einige gegeben, nicht zuletzt auf ihren grossen Reisen. In dem Buch «O-Ton Pina Bausch» sind erstmals Gespräche und Reden aus ihrer gesamten Schaffenszeit versammelt. Die berühmte Choreografin nimmt ihre Zuhörer und Leser mit in ihre Kindheit in Solingen, nach Essen und New York, auf Reisen, die sie inspiriert haben – kurz: durch Höhen und Tiefen ihres Lebens und ihrer Karriere. Noch dazu ist das Buch wie geschaffen für den Reisekoffer – ein Gummieinband aus Tanzboden macht es garantiert wasserfest, robust und strandtauglich.
Wer nach Berlin reist oder auf dem Weg weiter entfernten Zielen entgegen darüber hinwegschwebt, kann sich von Ferdinand Hardekopf hundert Jahre zurückversetzen lassen: In seinen Feuilletons beschreibt er mit feinem Spott, raffiniert und leicht im Stil die Entwicklung der Weltmetropole um 1900. So schickt er «Briefe aus Berlin» – Postkarten aus einer anderen Zeit und entführt den Leser in Varietés, Künstlercafés, an die Spree ...
Für die Rückkehr in die Gegenwart empfiehlt sich ein völlig anderer Feuillletonist: Das heutige Berlin hat sich Christoph Stölzl erlaufen. Als Flaneur trifft er auf skurrile und alltägliche Situationen, Menschen und Orte, die Sie so noch nicht betrachtet haben. Sie begegnen ihm vielleicht auch «Morgens um sechs bei Haubentaucher und Co.» Beide Berlin-Bände begleiten den Leser mit kurzen, pointierten Texten, die schnelle Lektüretrips ermöglichen - weg vom verspäteten Fernbus oder lauwarmem Flugzeugessen.
Weiter südlich findet der spätere Krimischriftsteller und Erfinder von Wachtmeister Studer, Friedrich Glauser, in Ascona seine erste grosse Liebe: Elisabeth von Ruckteschell. An sie und andere Asconeser Freunde schreibt er Briefe, in denen sich das dramatische Leben seiner literarischen Anfagsjahre abbildet: Gleich zwei Fluchten aus der Psychiatrie, das Entstehen und Zerbrechen der Beziehung zu «Liso», die Zeit als Grubenarbeiter im belgischen Chaleroi, als Gärtner und beginnender Autor. Glausers Briefe von 1919 bis 1924, erschienen unter dem Titel «Man kann sehr schön mit dir schweigen», bieten einen Panoramablick auf seine frühen Jahre, der den Betrachter «atemlos, erschüttert, beglückt» (Manfred Papst, NZZ) zurücklässt.
Alle gern gelesenen Bücher lassen in ihrem Leser den Ort und die Zeit wieder erstehen, wo er sie zuerst aufgeschlagen hat. Im besten Fall bietet ein Buch also eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Ganz besonders der Fall ist dies bei Jürg Amanns letztem Roman «Die erste Welt»: Der Autor erkundet die hellen Seiten der Kindheit und widmet dabei jedem seiner Motive nur einen einzigen Satz – und eine ganze Welt tut sich auf: «Die Welt, die man vorfindet, wenn man auf die Welt kommt, ist die Welt. Die erste und einzige. Es hat jeder nur diese.»
So bleibt uns, Ihnen eine gute Reise zu wünschen – hoffentlich mit ein paar unserer Bücher im Gepäck. Viel Freude beim Stöbern und Bestellen im Buchhandel oder gerne auch auf unserer Website - wir liefern selbstverständlich portofrei mit Rechnung! Mit herzlichen Grüssen vom sonnigen Zürichsee
Ihr Team von NIMBUS. Kunst und Bücher