Newsletter 1/2020 - Neuerscheinungen

Liebe Leserinnen und Leser, 

liebe Freunde des Verlags

 

Trotz der allseits spürbaren widrigen Zeitumstände wollen wir vom Büchermachen nicht lassen und möchten Sie hier auf Neuerscheinungen unseres Verlages hinweisen. Nutzen Sie die unerwartete Ruhe der momentanen Verhältnisse, um sich wieder einmal auf Bücher zu besinnen – auf solche, die Sie schon haben, und auf solche, die soeben frisch ab Presse zu Ihnen finden könnten. Dazu hier ein paar Vorschläge.

 

Ein fotografisches Tagebuch - Bamberg Diary #1 
 

Soeben herausgekommen ist das «Bamberg Diary #1» des Fotografen Andreas Herzau und des Musikpublizisten Holger Noltze. Ersteren kennen Sie bereits dank seiner großartigen Fotobücher «Helvetica» und «AM», die in den vergangenen Jahren bei NIMBUS erschienen sind. Jetzt hat er sich eine paradoxe Aufgabe gestellt: Musik zu fotografieren, d.h. ein akustisches Medium in einem optischen erlebbar zu machen. Das tut er – wie immer – auf höchst ungewöhnliche und originelle Weise, nämlich in Form eines «Diary». Auch dies mag paradox anmuten, gilt ein Tagebuch doch als Inbegriff des Privaten, ja Intimen, wo man in der Regel niemanden hineinschauen lässt. Und in der Tat: Herzau blickt in eine Sphäre des Musiklebens hinein, die uns weitgehend verschlossen ist: Er reist zusammen mit einem großen berühmten Orchester, den Bamberger Symphonikern, und macht mit seinen Bildern bewusst, was es alles auf und hinter der Bühne erfordert, damit ein glanzvoller Konzertabend zustande kommt. Da sind die vielen dienstbaren Geister im Hintergrund, da ist das Proben von Solisten in Hotelzimmern und ihre Anspannung vor dem Auftritt, da sind die Musiker beim Umkleiden in engen Gastspielgarderoben, da ist das Publikum vor Ticketschaltern und mit dem Pausen-Cüpli, da ist die Festlichkeit der Säle und das erlösende Glück bei aufbrausendem Applaus. Und da ist das Flair der vielen verschiedenen Städte, die das Orchester als eine Art inoffizieller deutscher Kulturbotschafter in ganz Europa besucht hat, um auf fremden Boden jeden Tag aufs Neue zu beweisen, dass Musik eine universelle Sprache ist, die jenseits aller Grenzen verstanden wird. 

Hier kommt nun der renommierte Musikjournalist Holger Noltze ins Spiel, der einige Beiträge gesammelt hat zur Frage, was es denn mit diesem kulturellen Europa auf sich hat – das so oft beschworen wird, wenn man wieder einmal am politischen zweifelt (oder verzweifelt). Er hat den großen Pianisten Alfred Brendel um ein Statement gebeten, wie er das Verhältnis zwischen seiner nationalen Herkunft und dem Kosmopolitischen der Musik sieht. Er hat – das Stichwort von Europa der Regionen aufgreifend – die Musikkritikerin Eleonore Büning eingeladen, die Bedeutung der sogenannten Provinz im musikalischen Leben zu beleuchten. Und er hat Uwe Rada gebeten, von den politischen Grenzen einmal zu abstrahieren und die europäische Geschichte von den Flüssen her zu denken, die in ihrem Lauf mehrere Länder durchqueren – und verbinden.

Tagebücher haben eine wunderbar offene Form und bieten Raum für die alle möglichen Dinge: für Notizen zu täglichen Ereignissen, für Reflexionen über unerwartete Beobachtungen, für Bekenntnisse zu Dingen, die einem wichtig sind. Diese verschiedenen Aspekte vereint auch das «Bamberg Diary» und nimmt sich die Freiheit, gleich drei Bücher in einem zu sein: ein glänzendes Fotobuch, ein Band mit Essays zu kulturpolitischen Fragen und eine Chronik der Ereignisse, die im schottischen Edinburgh beginnen, dann durch ganz Europa führen, um schließlich unter den Vorzeichen des Brexit in der Londoner Royal Albert Hall ihr vorläufiges Ende zu finden. Fortsetzung folgt: #2 wird China gelten.

 

 

Andreas Herzau: Bamberg Diary #1.
Herausgegeben von Holger Noltze. Mit Beiträgen von Alfred Brendel, Eleonore Büning, Jakob Burckhardt, Holger Noltze und Uwe Rada. 276 Seiten, 140 Fotos, Fadenheftung, Halbleinen.
EUR 25.00 | CHF 28.00
ISBN 978-3-03850-074-2
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weitere Titel von Andreas Herzau bei NIMBUS. Kunst und Bücher:

 

Herzau: Helvetica

70 Fotografien. Mit Gedichten von Eugen und Nora Gomringer
96 Seiten, Halbleinen, aufgesetzt Deckel
EUR 38.00 | CHF 42.00
ISBN 978-3-03850-039-1
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Herzau: AM
55 Fotos in Duoton
108 Seiten, japanische Broschur
EUR 32.00 | CHF 36.00
ISBN 978-3-03850-053-7
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Auf den Lebensspuren von Karl und Robert Walser: «Seltsame Käuze, wir zwei»

Die zweite Neuerscheinung, auf die wir Ihre Aufmerksamkeit lenken wollen, ist ebenfalls ein „Mehrfach-Buch“. Es trägt den Titel «Seltsame Käuze, wir zwei» und handelt einerseits von zwei Brüdern: dem Dichter Robert Walser und dem Maler Karl Walser. Andererseits handelt es aber auch von der heutigen Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit der Lebensspuren an den Orten, die in beiden Biographien wesentlich waren. Dazu hat sich der Photograph Dominique Uldry in Biel,  Zürich, Berlin, Bern und Herisau umgesehen; er hat die Adressen aufgesucht, an denen die beiden Brüder lebten, ist hinter der Bühne des Deutschen Theaters gewesen, wo Karl Walser einst Triumphe feierte, oder er ist in eine Berner Mansarde hinaufgestiegen, wo Robert Walser seine Mikrogramme ziselierte. Was er dort fotografierte, ähnelt den Texten von Walser, über den Max Brod einmal treffend schrieb, er sei ein Mehrschichtendichter. Auch die Bilder von Dominique Uldry haben diese Eigenschaft: In ihnen oszilliert Heutiges und Gestriges auf faszinierende Weise; sie zeigen ebenso diskret wie subtil, dass Gesehenes erst dann eine wirkliche Gegenwart gewinnt, wenn die Schichten des Vergangenen darin mitbedacht werden.

Dazu liefert die Doppelbiographie, die Bernhard Echte im gleichen Band den Brüdern widmet, das entsprechende Hintergrundmaterial. Seit 40 Jahren spürt er ihrem Leben nach, das aus höchst gegensätzlichen Gründen lange etwas Verschollenes hatte: bei Robert Walser wegen seiner Erfolglosigkeit und seiner Existenz am Rande, bei Karl Walser wegen des Gegenteils: wegen seiner Bekanntheit zu Lebzeiten, der bei den Nachgeborenen Skepsis erregte, so dass man mit seiner Hinterlassenschaft achtlos umging. Dabei bildeten beide Brüder über lange Jahre ein scheinbar unverbrüchliches Duo, so dass man den einen ohne den anderen kaum denken kann. Warum es dann Mitte der 1920er Jahre zu einem Zerwürfnis zwischen ihnen kam, macht Bernhard Echtes Studie mit vielen neuen Informationen und Materialien nachvollziehbar. Anerkennend schrieb Manfred Papst dazu in der NZZ am Sonntag von «einer akribisch recherchierten und gleichwohl mit Elan geschriebenen Doppelbiographie, die keine Wünsche offen lässt.»

 

Uldry, Echte: «Seltsame Käuze, wir zwei» Karl und Robert Walser

66 farbige Abbildungen
176 Seiten, Fadenheftung, Broschur
EUR 24.80 / CHF 28.00
ISBN 978-3-03850-068-1
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weitere Publkationen zu Karl und Robert Walser bei NIMBUS. Kunst und Bücher:

 

 

Philippe Lüscher: Karl Walser in Japan. Eine Reise im Jahr 1908.
Mit über 50 Farbabbildungen,
144 Seiten, Klappenbroschur
EUR 12.95 | CHF 14.80
ISBN 978-3-907142-29-5
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Bernhard Echte: Bieler Robert Walser Box.
Mehrteilige Dokumentation über Walser Beziehung zu seiner Heimatstadt:Textanthologie, Jugendbiographie, Hörbuch, historischer Stadtplan, interaktive CD.
EUR 39.80 | CHF 45.00
ISBN  978-3-907142-09-7
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Neue Erscheinungstermine und Backlisttitel

Die Publikation «Seltsame Käuze, wir zwei.» hätte eigentlich auf mehreren Veranstaltungen vorgestellt werden sollen – was aus bekannten Gründen ausfallen musste. Ähnlich erging es auch einem unser „unbegrenzt haltbaren“ Titel aus dem letzten Herbstprogramm: der „Geschichte vom Kutscher Kandl“, einer zuvor unpublizierten Erzählung von Hermann Lenz. Norbert Hummelt, der ein wunderbares Nachwort zu diesem Kleinod geschrieben hat, wollte den Band im Münchner Hermann Lenz-Haus vorstellen, doch musste die ausverkaufte Veranstaltung am Ende abgesagt, d.h. verschoben werden. Umso mehr möchten wir hier noch einmal auf dieses allseits gelobte Buch hinweisen.

 

 

Verschoben hat der Verlag auch die weiteren Titel, deren Erscheinen im Frühjahr vorgesehen war. Wir werden sie erst im Herbst herausbringen, wenn hoffentlich die Buchhandlungen, Literaturhäuser und sonstigen Veranstaltungshäuser wieder offen sind.



Bis dahin dürften allerdings zwei Bücher zur Neige gegangen sein, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Zum einen der Provence-Reiseführer „Durch den Süden Frankreichs“ von Manfred Hammes, von dem eine Rezensentin kürzlich schrieb: „Könnten wir Ihnen nur ein einziges Werk über den Süden Frankreichs empfehlen, dann wäre es zweifellos dieses wunderschöne und absolut ‹aus dem Rahmen fallende› Buch. Ob es den Franzosen nun gefällt oder nicht, aber der umfassendste und am intelligentesten geschriebene Reiseführer über Südfrankreich stammt von einem deutschen Autor.“ Allen, die jetzt mehr Zeit und Muße haben, ihre nächste Reise zu planen, sei gesagt: Sichern Sie sich noch ein Exemplar.

 

Gleiches gilt für „Poema“, unser fast vergriffenes Buch von und über Eugen Gomringer. Er durfte am 20. Januar seinen 95. Geburtstag feiern. Sein „Poema“ gilt bei vielen Freunden unseres Verlags als eines der schönsten NIMBUS-Bücher. Über diese äußeren Eigenschaften hinaus besitzt es eine Qualität, die es uns gerade jetzt auf neue Weise wertvoll macht: Es strahlt eine tiefe, in sich ruhende Heiterkeit aus.

 

Haben Sie daran teil und bleiben Sie gesund!
Ihr NIMBUS-Team

 

Alle lieferbaren Titel finden Sie hier.

 

Hermann Lenz: Die Geschichte vom Kutscher Kandl. Erzählung
Mit einem Nachwort von Norbert Hummelt
104 Seiten, Fadenheftung, Halbleinen
«Unbegrenzt haltbar», Bd. 7
EUR 19.80 | CHF 22.00
ISBN 978-3-03850-067-4
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Manfred Hammes: Durch den Süden Frankreichs. Literatur Kunst Kulinarik
704 Seiten, über 1000 Abbildungen
2. überarbeitete Auflage
Fadenheftung, Halbleinen
EUR 32.00 | CHF 36.00
ISBN 978-3-03850-070-4
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Eugen Gomringer: Poema. Gedichte und Essays
212 Seiten, Fadenheftung, Pappband
EUR 29.80 | CHF 34.00
ISBN 978-3-03850-047-6
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