Newsletter 12/2016

Literarisches Debut in Eisenach 

Er ist seit hundert Jahren ein Geheimtipp, auf den sie alle geschworen haben: Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Hugo Ball, Joseph Roth, Heinrich Mann, Walter Benjamin. Dabei wussten nicht einmal seine Zeitgenossen, wo und unter welchem Namen Ferdinand Hardekopf (1876-1954) überall schrieb – mindestens vier Pseudonyme hat er geführt.
Auch wenn der Dreh- und Angelpunkt seiner ersten Lebenshälfte Berlin war, liegt der Ort seiner literarischen Debuts – in Eisenach! Hier gab ihm Philipp Kühner, der Verleger der «Eisenacher Tagespost» ab 1899 für drei Jahre eine journalistische «carte blanche»: Einmal im Monat durfte Hardekopf aus der Reichshauptstadt berichten, und der angehende Autor tat dies auf die charmanteste – und ungewöhnlichste Weise. Kaiser und Hof, Adel und Militär ließ er mit leichter Hand beiseite und erzählte statt dessen vom Leben auf den Straßen, von Theatern und Variétés, von fragwürdigen Bohemiens und von der Zensur verbotenen Autoren.
Das Kaiserreich? Einmal ganz anders! Und frisch wie am ersten Tag.
Der Herausgeber Bernhard Echte und NIMBUS-Mitarbeiterin Julia Knapp präsentieren am Mittwoch, 14. September um 18 Uhr in einer szenischen Lesung den Band mit diesen Eisenacher Berlin-Texten, die erst kürzlich wiederentdeckt und neu publiziert wurden. Die Lesung findet im Reuter-Wagner-Museum statt, der Eintritt ist im Museumsticket enthalten.

Rechts zu sehen sind: Ferdinand Hardekopf, Julia Knapp, Bernhard Echte und die «Berliner Briefe». Ferdinand Hardekopf: Berliner Briefe. Feuilletons 1899-1902. 224 Seiten, Halbleinen, Fadengebunden mit Lesebändchen EUR 28.00, CHF 29.80. ISBN 978-3-03850-015-5


Berlin tanzt

«Es ist nicht zu fassen», schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung begeistert über die Ausstellung «Pina Bausch und das Tanztheater» in der Bundeskunsthalle in Bonn. «Hautnah» ließen sich die berühmte Choreografin, ihre Stücke und Probenprozesse erleben. Das Tanztheater Pina Bauschs «bewahrt seine Magie» – auch im Museum. Nun wird diese Magie auch in Berlin zu erfahren sein. Ab dem 16. September steht in der Ausstellung des Martin Gropius-Baus ein originalgetreuer Nachbau des geschichtsträchtigen Wuppertaler Probenraumes «Lichtburg». Darin werden öffentliche Proben des Wuppertaler Tanztheaters stattfinden, und Mitglieder aus Pina Bauschs «Companie» laden zum Mittanzen ein. Außerdem sind Filmausschnitte, Bilder, Pressereaktionen, Programmhefte und noch vieles mehr zu sehen.

Überraschendes über die Tanzlegende bietet das Buch «O-Ton Pina Bausch. Interviews und Reden», das begleitend zur Ausstellung in Bonn erschienen ist und bereits in der zweiten Auflage vorliegt. Darin lässt Pina Bausch Leserinnen und Leser in ihrer ganz eigenen, vorsichtig tastenden und präzisen Sprechweise miterleben, wie ein Stück entsteht – von der ersten, noch vagen Idee bis hin zum Schlussapplaus. Spürbar wird diese Erfahrung durch den Bucheinband aus Tanzboden – und für alle, die nicht genug bekommen können, hält der bereits 2014 erschienene, vielbeachtete Fotoband «Pina Bausch backstage» von KH. W. Steckelings intime Einblicke in die Probenarbeit der «Companie» bereit. Einige von diesen Bildern sind auch in der Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu sehen – vom 16. September 2016 bis 9. Januar 2017, mittwochs bis montags zwischen 10 und 19 Uhr, dienstags geschlossen. Der Eintritt kostet 10 EUR, ermässigt 6,50 EUR. Bis 16 Jahre frei.

O-Ton Pina Bausch: Interviews und Reden. 400 Seiten, 11 Illustrationen. Spezialeinband «Tanzboden», fadengebunden, Lesebändchen, Banderole. EUR 29.80, CHF 32.00 CHF ISBN 978-3-03850-021-6 II KH. W. Steckelings: Pina Bausch backstage. 184 Seiten, 200 Abbildungen. Leinen mit Schutzumschlag. EUR 39.80, CHF 44.00. ISBN 978-3-907142-99-8

NIMBUS in den Medien

Besonders freut uns, dass einige Journalisten über den Sommer neue Lieblingsbücher in unserem Verlagsprogramm entdeckt haben. Hans-Christian Riechers bespricht in der Süddeutschen Zeitung den Roman «Flametti oder vom Dandysmus der Armen» von Hugo Ball, freut sich besonders über die «schöne Buchgestaltung» und stellt fest: «Das Nachwort des Verlagsgründers und Herausgebers Bernhard Echte ist ein kleiner Schatz der Ball-Kennerschaft.» Die flirrende Geschichte um skurrile Figuren wie Krematoriumsfritzen, treulose Tänzerinnen und den Indianerhäuptling Flametti beschrieb Claudia Cosmo in WDR5 mit den Worten: «Hugo Ball schildert ungemein lebendig und sprachlich brillant die Varieté-Szene um 1915 und die Schweizer Gesellschaft.»
In der Neuen Presse empfiehlt Kerstin Starke, die 30 literarischen Orte aus dem neuen Jean Paul-Taschenatlas «auf eigene Faust zu erkunden», und fühlt sich «aufs Beste unterhalten» von «vielen interessanten (Frauen-)Geschichten» aus dem Leben des Dichters.
Besonders gern im Kaffeehaus liest Philip Flacke die «Berliner Briefe» von Ferdinand Hardekopf. «Seine Prosa ist so fein wie Kleist», begeistert er sich auf litlog.de, und spaziert  mit Hardekopfs Feuilletons «durch Parks und Straßen, (...) in Bars und Destillen, ins Varieté, ins Theater, in Salons und Cafés» – kurz: durch Berlin zwischen 1899 und 1902. Christina Randig hebt auf literaturkritik.de besonders die «Freude am ironischen Spiel» Hardekopfs hervor: Für das «Vergnügen der Leserschaft» ist ihrer Meinung nach gesorgt.
Und schließlich war Nimbus im Fernsehen: In einer vieldiskutierten Sendung des SRF-Literaturclubs empfahl Nicola Steiner, «ein Kind der Wiedervereinigung», Barbara Klemms Bildband «Mauerfall 1989». Besondere Aktualität haben die Fotos für sie, da Grenzen in Europa wieder neu an Macht gewännen: «Als Erinnerung an eine Zeit, in der Freiheit noch eine ganz andre Bedeutung hatte als heute.» Das Buch ist fast vergriffen und nur noch über den Verlag zu beziehen. Im Video finden Sie den Hinweis auf unser Buch ab Minute 70.

Hugo Ball: Flametti oder Vom Dandysmus der Armen. 200 S., Halbleinen, Lesebändchen. EUR 28.00, CHF 29.80. ISBN 978-3-03850-022-3 II  Bernhard Echte, Michael Mayer (Hg.): Jean Paul Taschenatlas.488 S., 380 Abb. Fadenbindung, Broschur. EUR 24.90, CHF 28.80 ISBN 978-3-907142-82-0 II Ferdinand Hardekopf: Berliner Briefe. Feuilletons 1899-1902. 224 S., Halbleinen, Lesebändchen EUR 28.00, CHF 29.80. ISBN 978-3-03850-015-5 II Barbara Klemm: Mauerfall. 96 S. mit 55 Fotos, Broschur. EUR 15.00, CHF 12.90. ISBN 978-3-907142-56-1