Newsletter 3/2018

Der Frühling naht und mit ihm unsere Neuerscheinungen, die wir auf der Leipziger Buchmesse (siehe vorletzte Meldung) präsentieren werden! In seinem neuen Programm widmet sich NIMBUS ausschliesslich der Literatur: Wir freuen uns, den ersten Band mit Reiseprosa des preisgekrönten Lyrikers Norbert Hummelt vorlegen zu dürfen: Der Atlas der Erinnerung. Um Lyrik selbst dreht es sich dann bei dem nächsten Titel: einem Band mit Gedichten und Essays von Eugen Gomringer, poema, in dem er selbst 23 seiner Gedichte kommentiert und ihnen Interpretationen von Kollegen wie Franz Hohler, Sibylle Lewitscharoff, Ilma Rakusa, Peter von Matt und so weiter zur Seite stellt. Ausserdem erscheinen zwei neue Titel unserer Reihe «unbegrenzt haltbar», in der wir literarische Juwelen wieder zugänglich machen: Die wunderbar Jean-Paulisch versponnene Novelle Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’sdem dritten Band der «Tutti frutti» von Fürst Pückler-Muskau entnommen, und den grossartigen Roman Die fremden Götter von Hermann Kesten (dessen Biographie wir im vergangenen Jahr publizieren durften). Nähere Informationen zu den einzelnen Titeln und damit verbundenen Veranstaltungen finden Sie unten. 
Im Newsletter 5/2017 haben wir über das Urteil des Landgerichts Berlin in Bezug auf Urheberrechtsstreitigkeiten unserer Publikation «O-Ton Pina Bausch» berichtet. Wir freuen uns sehr, dass wir das Berufungsverfahren gegen das Urteil vollumfänglich gewonnen haben. Weitere Informationen zu Rechtsstreit und Urteil finden Sie im unteren Teil des Newsletters.
Grund zur Freude sind auch die vielen Sendungen über unsere Bücher in Radio und Fernsehen. Die Links zu einigen herausragenden Sendungen sowie zu einem einstündigen Radio-Gespräch mit Verleger Bernhard Echte finden Sie in der letzten Nachricht des Newsletters. 

Eugen Gomringer. poema. Gedichte und Essays
 

Vor 65 Jahren erschien Eugen Gomringers Gedicht «avenidas», eine der ersten Konstellationen, die eine wesentliche Grundform der Konkreten Poesie bilden. Unerwartet hat der Text jüngst für Zündstoff gesorgt und eine umstrittene Aktualität gewonnen – Anlass genug, das lyrische Werk des Begründers der Konkreten Poesie neu zu betrachten. Gomringer hat dazu seine wesentlichen Gedichte kommentiert und ihnen Essays bekannter Kollegen beigegeben. Die Rückschau auf eine zunächst belächelte literarische Bewegung, deren kreatives Potential jedoch weltweit Resonanz fand.
Neben 23 Gomringer-Gedichten enthält der Band Beiträge von Marina v. Assel, Heike Baeskow, Max Bill, Mark E. Cory,  Bernhard Echte, Zsuzsanna Gahse, Annette Gilbert, Nora Gomringer, Nortrud Gomringer, Franz Hohler, Ingrid Isermann, Walter Jens, Martin Krampen, Robert Kudielka, Michael Lentz, Sibylle Lewitscharoff, Kurt Marti, Peter von Matt, Franz Mon, Oskar Pastior, Ilma Rakusa, Hans-Peter Riese, Wulf Segebrecht.
Eugen Gomringer: poema. Gedichte und Essays. 212 Seiten, Pappband, Fadenheftung.  EUR 29.80 / CHF 34.00. ISBN 978-3-03850-047-6
 



Norbert Hummelt - Der Atlas der Erinnerung
 

Norbert Hummelt erkundet Landschaften und Orte, literarische und historische Schauplätze. Seine Texte sind eine kostbare Schule der Beiläufigkeit. Das ist wörtlich zu verstehen: Er läuft an etwas vorbei – und findet es merkwürdig. Wichtig ist weniger das Was, als das Wann und Wo. Wenn Peter Handke einst auf der Suche nach der 'Stunde der wahren Empfindung' war, beschäftigt sich Hummelt mit dem Ort der nachwirkenden Erfahrung. In den Texten spürt man, dass eigentlich alles interessant ist – jeder Moment wirklicher Gegenwart und jede noch so beiläufige Beobachtung. 
Wir laden Sie herzlich zu den Veranstaltungen mit Norbert Hummelt ein:
zur Buchpremiere am 9. März um 20 Uhr in der Buchhandlung Die Insel, Berlin (Greifswalder Str. 41),
zu der Abendveranstaltung im Rahmen von «Leipzig liest» am Donnerstag, 15. März um 20 Uhr in der Ursula Matthäuer-Neustädt und Wolfgang Mattheuer-Stiftung (Hauptmannstr. 1)
und zu Norbert Hummelts Lesung auf der Leipziger Buchmesse am Freitag, den 16. März um 16 Uhr auf der "Leseinsel der Unabhänigen" in Halle 5, Stand H 309.
Der Autor steht für weitere Lesungen zur Verfügung. Anfragen bitte an knapp(at)nimbusbooks.ch
Ein Interview mit Norbert Hummelt bringt Deutschlandradio Kultur in seiner Sendung Lesart am Freitag, den 9. März um 10 Uhr - die Redakteurin Irene Binal spazierte mit dem Autor im eisigen Berlin zu Schauplätzen seiner Texte. Unbedingt anhören!
Norbert Hummelt: Der Atlas der Erinnerung. 168 Seiten, Broschur, Fadenheftung. EUR 24.80 / CHF 28.80, ISBN 978-3-03850-048-3


Hermann Kesten: Die fremden Götter 
 

Wie der Titel schon vermuten lässt, dreht sich der Roman um die Koexistenz von Religionen und die Frage von Toleranz und Intoleranz. Die Handlung ist in Nizza kurz nach dem 2. Weltkrieg angesiedelt. Das Ehepaar Schott ist nach überlebter KZ-Haft zu orthodoxen Juden geworden. Ihre 17jährige Tochter Luise, während des Kriegs in einem Kloster versteckt, hängt dem katholischen Glauben an. Das Zureden der Eltern bewirkt nichts, auch der beigezogene Sohn des Rabbi ist machtlos, verliebt sich vielmehr in Luise. Doch diese hat ihr Herz schon vergeben: an einen atheistischen Fotografen, der sie seinerseits jedoch nur als Flirt sieht. Schnell geraten alle Personen in einen Circulus vitiosus der gegenseitigen Verkennung und verlieren sich im Labyrinth von Dogmen und abstrakten Grundsätzen. Wenn man die aufgesteckten Ettikettchen der reiligiösen Richtungen mit anderen Namen versieht, erscheint der Roman heute aktueller denn je. 
Kesten erzählt die rasanten Geschehnisse als tragikomische Farce, in der Toleranz und Freiheit einen schweren Stand haben. Der Roman erscheint in unserer literarischen Reihe «unbegrenzt haltbar» und wird herausgegeben von Albert M. Debrunner, dem Autor der vielbeachteten Biographie Hermann Kestens «Zuhause im 20. Jahrhundert» (Nimbus, 2017). Als «Fundstück» enthält der Band die Korrespondenz aus dem Nachlass Hermann Kestens zum - damals gescheiterten - Projekt einer Verfilmung des Romans. 
Hermann Kesten: Die fremden Götter. Roman. 248 Seiten. Halbleinen, Lesebändchen. EUR 28.00 / CHF 32.00. ISBN 978-3-03850-045-2


Hermann Graf von Pückler-Muskau: Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling's 
 

Ein Herzog durchquert, verkleidet als Wandersmann, seine Standesherrschaft, und lernt dabei von ganz unten bis ganz oben alle Gesellschaftsschichten kennen. In Jean-Paulischer Manier wird hier ein höchst originelles Panorama der Zeit entworfen: des preußischen Deutschland zwischen Aufklärung und Romantik, Freiheitsliebe und Zensur. 
Pückler gilt als erster deutscher Dandy. Er war ein visionärer Gartengestalter, leidenschaftlicher Reisender und grosser Lebensgeniesser - das Eis à la Fürst Pückler lacht uns auch heute noch aus den Gefriertruhen der Supermärkte entgegen. Doch Pückler war auch Autor: Um seine «Tutti frutti» (erschienen 1834) riss sich damals das Publikum - die erste Auflage war bereits vor Erscheinen ausverkauft. Die darin enthaltene Novelle «Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling's», nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Wanderung. Im Verkleidungs- und Verwechslungsspiel erlebt der Held Sagenhaftes, Schauerliches, erzählt Spukgeschichten, verdingt sich als Puppenspieler und beginnt – wie könnte es anders sein – allerlei Liebeshändel mit rätselhaften Damen. Am Ende lüftet sich unerwartet sein Geheimnis. Der Roman erscheint in unserer literarischen Reihe «unbegrenzt haltbar» und wird herausgegeben von Erica Ruetz. 
Als «Fundstück» enthält der Band Pücklers Schilderung seiner Ballonfahrt von Berlin nach Potsdam aus dem Jahre 1816 - der erste authentische Bericht eines deutschen Autors von einer selbst unternommenen Luftreise.
Hermann Graf von Pückler Muskau: Acht Frühlings und Sommertage aus dem Leben Mischling's. Eine wahre Geschichte, mit dem Anstrich einer Novelle. 248 Seiten, Halbleinen, Lesebändchen. EUR 28.00/ CHF 32.00. ISBN 978-3-03850-046-9


NIMBUS auf der Leipziger Buchmesse
Auch in diesem Jahr ist NIMBUS mit einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Von Donnerstag 15. März bis Sonntag, 18. März sind wir in Halle 5 unter H 106 zu finden und freuen uns auf Ihren Besuch! Neben den Lesungen mit Norbert Hummelt (siehe oben) realisieren wir auch einen Abend zu Robert Walser. Am Freitag, 16. März begrüssen wir Sie gerne um 20 Uhr im Schillerhaus in der Menckestrasse 42. Verleger Bernhard Echte, der über 20 Jahre seines Lebens dem Entziffern von Robert Walsers Mikrogrammen gewidmet hat, erzählt über einen der eigenwilligsten Klassiker der modernen deutschen Literatur, Julia Knapp wird einzelne Passagen lesen. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen hier

«O-Ton Pina Bausch» nicht verboten: NIMBUS gewinnt Berufungsverfahren
Aus Urheberrechtsgründen hatte das Landgericht Berlin in einem Urteil vom 9. Mai 2017 die Verbreitung des Buches «O-Ton Pina Bausch» verboten (siehe hier). Bevor das Urteil rechtskräftig wurde, legte NIMBUS Berufung ein. Am 31. Januar 2018 wurde der Fall vor dem Berliner Kammergericht erneut verhandelt. Mit der Urteilsverkündung vom 6. Februar steht fest: NIMBUS hat den Rechtsstreit gewonnen.
Der Band, der Interviews der legendären Ballettchoreographin Pina Bausch versammelt, enthält auch ein «Werkstattgespräch» mit der Regisseurin Ruth Berghaus, das 1987 in Berlin Ost vor Publikum geführt wurde. Zu diesem Zweck wurden die originalen Tonaufnahmen des Abends transkribiert. Da Maxim Dessau, Berghaus' Sohn, dem Abdruck des authentischen Wortlauts nicht zustimmte, wurden die Redebeiträge der Moderatorin in Regestenform sachlich zusammengefasst. Dagegen erhob Dessau Klage und bekam in der ersten Instanz Recht. Die Berufungsinstanz hält dagegen in ihrem Urteil nun einerseits fest, dass die spontanten Redebeiträge der Moderatorin kein schützenswertes Sprachwerk im Sinne des Urheberrechts darstellen, da ihnen die eigenschöpferische, ästhetisch foromale Qualität abgehen. Andererseits stellt das Urteil klar, dass zusammenfassende Darstellungen von öffentlichen Auftritten zulässig sind und unabhängig von einer Zustimmung des Betreffenden publiziert werden dürfen. In dieser Beziehung ist das Urteil auch wegweisend für die Freiheit der journalistischen Berichterstattung, die nicht auf dem Umweg über das Urheberrecht eingeschränkt werden kann. Ein Hoch auf die Medienfreiheit!

Weitere Veranstaltungen der kommenden drei Wochen 
Die beeindruckende Arbeit der Fotografin Helena Schätzle «Leben nach dem Überleben», eine Bilderserie mit Holocaust-Überlebenden und deren Nachkommen in Israel, wird vom 1. März bis 11. April am Bundessozialgericht in Kassel gezeigt. Mehr Informationen finden Sie hier
Die Fotojournalistin Amélie Losier wird am 8. März, dem internationalen Tag der Frau, im Institut Français in Berlin mit der Journalistin Cécile Calla und der Theaterregisseurin Valérie Suner über Feminismus und Frauenrechte diskutieren. Losiers aktueller Bildband «SAYEDA. Frauen in Ägypten» trägt massgeblich zu der Debatte bei. Mehr Informationen finden Sie hier.

NIMBUS in den Medien- eine kleine Auswahl
Fernsehen
Das NDR Bücherjournal widmete dem Bildband «Gegenwind. Facing the Sixties» von Fotografie-Ikone Michael Ruetz anlässlich des 50jährigen Jubiläums der 1968-er Bewegung einen detaillierten Beitrag.  
Unser Bildautor Andreas Herzau war zu Gast beim SWR Couchgespräch der Landesschau und sprach dort über seinen kürzlich erschienenen Bildband «HELVETICA», den «Toblerone-Blick» und Angela Merkels Hinterkopf.
Last but not least: in der kommenden Ausgabe des schweizerischen «Literaturclub» des SRF-Fernsehens wird Gertrud Leuteneggers Prosaband «Das Klavier auf dem Schillerstein» schönste Art gewürdigt werden. Unbedingt einschalten am Dienstag, den 13. März um 22.25 Uhr! 
Radio
Norbert Hummelt
 nahm mit dem Deutschlandradio Kultur eine Sendung über seinen Band «Der Atlas der Erinnerung» auf. Bei frostigen Temperaturen spazierte er mit der Redakteurin Irene Binal zum Weiher im Berliner Volkspark Friedrichshain - einem der Schauplätze seiner Prosastücke. Das Gespräch können Sie am Freitag, 9. März in der Sendung «Lesart» hören.
Auf Radio SWR 2 wird am Donnerstag, 8. März um 14.55 Uhr in der Sendung «Lesenswert» ein wunderbares Loblied auf Gertrud Leuteneggers Buch «Das Klavier auf dem Schillerstein» gesungen: Wir durften schon vorab in das Sendemanuskript von Ulrich Rüdenauer hineinschauen und beteuern: auch hier lohnt sich das Einschalten!
Bernhard Echte sprach eine Stunde lang mit Hans Sarkowicz in der Sendung „Doppelkopf“ des Hessischen Rundfunks über die Entstehung des NIMBUS Verlags, das Nachlass-Retten und das Leben in der Schweiz.
Zeitung
Unter den vielen Besprecheungen dern letzten Wochen wollen wir vor allem eine herausragende Rezension zu Anke Matelowskis «Die Berliner Secession 1899-1937: Chronik, Kontext, Schicksal» in der Preussischen Allgemeinen Zeitung nennen. Dort zog Harald Tews das Fazit: «Es ist so informativ wie ein Nachschlagewerk und so abwechslungsreich aufgebaut wie ein Kunstbuch.» Chapeau!